Israel (von Magdalena Regnat )

aus: JA-Heft 3/2005

Jerusalem, die heilige Stadt

Was bewegt einen zu der Entscheidung, ein halbes Jahr seines Lebens in Jerusalem zu verbringen? Ist man erst einmal in dieser Stadt, wird man verstehen, warum man von ihr so angezogen wird. Trotz der beständigen Gefahren, die in dem Land Israel lauern, ist es für mich kein Hinderungsgrund für einige Zeit
dort zu leben. Vielmehr lernt man, sich ein klarers Bild von der aktuellen
Situation zu machen. Seit drei Monaten bin ich nun Volontärin in einem Pilgerhaus, dem Österreichischen Hospiz, und lerne neben der Arbeit die politischen, religiösen und kulturellen Seiten des Landes kennen.

Orientalische Reize

Kaum tritt man aus dem Tor des Hospizes an der Via Dolorosa, befindet man sich direkt auf dem arabischen Markt. Aufdringliche Händler, Müllhalden, beißende Gerüche und viel Gedränge schrecken im ersten Moment zurück. Doch an diese Dinge gewöhnt man sich schnell und es überwiegt das orientalische Flair. Berge von frischem Obst, Nüssen und Brot werden auf Karren herbeigebracht. Dicht an dicht stehen Stände mit Schmuck, Tüchern, Taschen und sonstigen Souveniers. Beim Kauf heißt es kräftig zu handeln und sich nicht übers Ohr hauen zu lassen. Hin und wieder wi rd man auch eingeladen, gemeinsam arabischen Kaffee zu trinken. Die Offenheit dieser Leute ist spürbar gegen sätzlich zu unserer europäischen Kultur.

Bibel, Koran und Thora

Auch erlebt man hier das direkte Aufeinandertreffen und Nebeneinanderleben der einzelnen Religionen. Mehrmals am Tag ertönen die Rufe des Muezzins. Man sieht die Muslime, wie sie in die Moschee strömen, die Frauen mit Kopftüchern und den vielen Kindern. Am Schabat versammeln sich die Juden an der Klagemauer zum Gebet. Für die Christen ist die wichtigste Stätte die Grabeskirche. Dies e is t auch Ziel punkt des Kreuzweges, der die Via Dolorosa
entlangläuft und den viele Christen singend oder betend gehen. Aufgrund der vielen Religionen gibt es kaum eine Woche, in der keine Feiertage sind. Vor ein paar Tagen zum Beispiel war erst das Ende des Fasten monat s Ramadan, in dem es den Muslimen nur
nach Sonnen untergang erlaubt ist zu essen und zu trinken. Leider ist von Frieden zwischen den Israelis und Palästinensern kaum etwas zu spüren. Über all stehen schwerbewaffnete Soldaten und schaffen ein unruhiges Bild. Durch
das ganze Land zieht sich eine Mauer, die nur noch an wenigen Stellen passierbar ist. Zahlreiche Checkpoints erschweren das Durchkommen. Für die meisten Touristen jedoch, die nach Israel kommen, ist der kulturelle Reiz
dieses Landes entscheidend, sei es zur Erholung am Toten Meer und am
See Genezareth oder aufgrund der Suche nach den biblischen Wurzeln.

Auf den Spuren Christi

Neben meiner Arbeit im Hospiz, die von Putzdiensten bis hin zum Service-Bereich und Cafeteriadiensten reichen, bleibt noch genug Zeit, das Land in seinen Einzelheiten zu erkunden. Ich habe schon viele biblische Stätten wie Jericho, Betle hem und Nazareth kennengelernt, zahl reiche Wanderungen in Naturparks und in die Wüste unternommen oder einfach am Meer entspannt. Auch Abstecher nach Jordanien und Ägypten sind sehr zu empfehlen. Trotz der vielen Gefahren, die in Israel lauern, ist es einfach ein Land zum Liebgewinnen und ich genieße die Zeit hier sehr.

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