Zum Hauptinhalt springen

Was ist bitte eine 'Politische Weiterbildungswoche?

aus JA-Heft 2/2009:

Mein Name ist Sophie Ballmann. Ich bin fünfzehn Jahre jung und Schülerin. Dieses Jahr hatte ich Lust einmal abwechslungsreichere Osterfeiertage zu verbringen. So kam mir der Vorschlag meiner Mutter, mit der Jungen Aktion nach Rohr zu fahren, sehr gelegen, obwohl ich mir nicht viel unter einer „Politischen Weiterbildungswoche“ vorstellen konnte. Und dann auch noch ins Kloster…; naja, ich beschloss das Abenteuer einfach zu wagen und mich auf etwas völlig Neues einzulassen. Und ich habe es nicht bereut: Es gibt echt kaum eine bessere Art, die Osterwoche zu verbringen.

Vorausgesetzt Du hast Freude daran, viele andere nette und interessante Leute aus Tschechien, der Slowakei und Polen kennenzulernen, du bist bereit, einige katholische Kar– und Ostergottesdienste zu besuchen und du bist motiviert, deinen politischen Horizont in einigen Workshops zu erweitern.

Aller Anfang ist herzlich

Also, dann will ich mal beginnen zu erzählen!

Der erste Tag: Ich muss das gleich mal klarstellen, dass ich vorher überhaupt gar keinen in Rohr gekannt habe. Das erste Abenteuer für mich war die Anreise. Zitat: „Ich hasse die Bahn.“ so Rita Urlaub (Name geändert). Als ich dann zwar spät, aber immerhin in Rohr ankam, wurde ich von allen herzlich begrüßt. Diese Offenheit überraschte mich sehr. Nachdem wir alle uns beim Essen gestärkt hatten, hatten wir Gelegenheit, uns bei witzigen  Kennlernspielen näherzukommen. Der Tag fand seinen Ausklang in einer Abendmeditation und im anschließenden Besuch in der Bar oder Teestube.

Die folgenden Tage liefen etwa in diesem Muster ab: Um halb acht wurde geweckt, dann gab es Früh- stück. Danach hatte jeder bei der Statio Zeit, meditativ den neuen Morgen zu begrüßen bzw. noch etwas Schlaf nachzuholen J. Beim Offenen Singen wurden die Stimmbänder warm. Anschließend wurde inhaltlich gearbeitet, dann Mittagessen. Nach einer Mittagspause widmeten wir uns in Arbeitskreisen oder Vorträgen wieder dem Thema. Die Gottesdienste fanden zu verschiedenen Zeiten statt.

Auf zum Bildungs-Hauptgang

Kommen wir jetzt zum Bildungszweck der Woche. Wie bereits erwähnt, ging es darum zu diskutieren, ob und warum Jugendliche in Deutschland, Tschechien und der Slowakei Interesse an Politik haben oder nicht. Hierbei betrachteten wir zum Beispiel den Aspekt warum immer weniger Leute zum Wählen gehen und sich nicht mehr mit der Politik und den Politikern identifizieren:

Die Politikverdrossenheit ist ein schwieriger Begriff der erst mal eine genaue Definition verlangt. Sie gliedert sich in vier Bereiche: die Staatsverdrossenheit (Unzufriedenheit mit der Regierungsform), die Demokratieverdrossenheit (Abneigung gegen die Demokratie), die Involvierungsverdrossenheit (keine Lust, sich am politischen Leben zu beteiligen) und schließlich die Politikerverdrossenheit (Volk sieht sich in Politikern nicht vertreten). Letztere ist die am häufigsten Vertretene. Der angefragte Referent für diesen Input, Dr. Gerd Pickel, musste leider einen Tag vorher wegen Krankheit absagen, Hanez ist aber spontan und genial eingesprungen - DANKE!

Welcher Hauptgang darfs denn sein?

Um auch Politiker mal live zu erleben, waren beispielsweise Vertreter verschiedener Parteien in verschiedenen Ämtern eingeladen. Matthias Graner, (MdL Sachsen-Anhalt, SPD) verteidigte die Zunft der Politiker vor allem mit den Argumenten, die persönlichen Forderungen der Wähler widersprächen sich und diese würden sich zu wenig politisch informieren und engagieren.

Nach dieser spannenden Einheit mit Diskussion näherten wir uns einem weiteren Thema, das uns alle betrifft und in dem es galt sich zurechtzufinden. Dieses trägt den Namen 'Europäische Union'. Gott sei Dank, wir waren nicht allein. Ein junger, aber sehr erfahrener Mann führte uns, durch sämtlichen Behördendschungel und undeutliche Amtssprache, und brachte alle sicher zum Ziel: Benjamin Zeitler (CSU) besprach mit uns die Entstehung, die Zusammenhänge und die Bedeutung der Europäischen Union und klärte uns auf, dass wir alle bald gefragt sind, dieses wichtige Organ mit zu gestalten: Am 7. Juni 2009 finden die Europawahlen statt, und wir alle sollten unser Wahlrecht in Anspruch nehmen und die Zusammensetzung des Europaparlaments nach unseren Wünschen gestalten!

Zur Abrundung des thematischen Menüs besuchten uns zwei Vertreter des Europäischen Jugendparlaments. Dieses ist eine Organisation, die junge Leute dazu animieren möchte, sich mit politischen Themen zu beschäftigen.

Klassiker

Nach so viel Bildung hieß es erst einmal durchatmen. Als Kulturprogramm fand eine wundervolle Hoflesung mit faszinierenden Klavierimprovisationen. Es soll einige Damen gegeben haben, die der Musik sogar aus dem Badfenster lauschten… Sonntags war dann der Abschlussball, mit einem tollen Dinner und einer gelungenen Party – ein großartiger Höhepunkt unserer gemeinsamen Woche! Die härteste Probe war das Aufstehen am Morgen danach.

Was soll ich mehr schreiben? Wir haben alle eine unvergessliche Woche erlebt, an die auch ich noch lange denken werde.

Sophie Ballmann